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Birding: Wintervögel auf der Zechenbrache

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Bekanntermaßen bin ich ein großer Freund unserer heimischen Flora und Fauna, insbesondere der Vogelwelt. Gerade im Winter zeigen sie sich besonders fotogen. Gut, ob es tatsächlich ein nachweisbares Verhalten ist oder ob es an den kahlen Ästen liegt, wodurch man sie einfach besser wahrnimmt, sei nun dahingestellt.

In den letzten Tagen zog es mich daher häufiger aufs benachbarte Weltkulturerbe, Zeche Zollverein, um dort die Augen und Ohren offen zu halten. Primär stand zwar der fotografische Aspekt im Vordergrund, doch war mir irgendwann klar, dass ich mich davon verabschieden musste, um erstmal die Gegebenheiten zu sondieren; zu schauen, wo welcher Vogel zu finden ist, wie ich mich ihnen am Besten nähern kann und wie die Lichtbedingungen vor Ort zu diversen Zeiten sind. Daher sind die meisten Bilder reine Belegbilder ohne fotografischen Anspruch, jedoch mit hohem persönlichen und emotionalen Wert für mich!

Denn ich habe gemerkt, dass man auch seine Freude an der Vogelfotografie haben kann, wenn man den fotografischen Aspekt nicht zu verbissen betrachtet, sondern sein Augenmerk tatsächlich auf die einzelnen Arten legt und die Tiere einfach beobachtet, sie analysiert und sie als „Sammelkarten“ betrachtet, die man in verschiedenen Ausführungen in seine Sammlung aufnehmen kann. Dafür habe ich mir ein kleines Bewertungssystem ausgedacht, nach dem ich meine Fotografien (einschließlich der Belegbilder) einsortiere:

  • D: Reine Belegbilder ohne fotografischen Anspruch, tendenziell eher Ausschuss, da unscharf und/oder falscher Fokus. Vogel nur in Teilen ersichtlich, jedoch bestimmbar.
  • C: Reine Belegbilder ohne fotografischen Anspruch, jedoch technisch in Ordnung und die Art muss bestimmbar sein (Vogel frontal oder total zu erkennen).
  • B: Geringer fotografischer Anspruch, Vogel ist gut erkennbar, Fokus sitzt, jedoch ist Bildaufbau durch unruhigen Hintergrund oder Beiwerk nicht optimal
  • A: Fotografischer Anspruch ist gegeben. Vogel ist gut erkennbar, Fokus sitzt, der Bildaufbau ist adäquat, Lichtstimmung ist außerordentlich. Potentiell druckbares Material.

Die Erfolgserlebnisse kamen, als sich Arten zeigten, die ich bislang noch nicht erblickte und erst recht nicht auf einer Zechenbrache vermutete.

Der Buntspecht war bereits aus großer Ferne zu hören, wie er die morschen Birken bearbeitete und dort höchstwahrscheinlich überwinternde Insekten und Larven aus dem Totholz pickte. Ein schöner Fund, aber Buntspechte sind eigentlich gar nicht so selten für mich.

Erfreuter war ich über den Gimpel/Dompfaff, der mich vom Wegesrand aus seinem sicheren Brombeerendickicht beobachtete. Ich glaube, ich kann mir an einer Hand abzählen, wie oft ich Gimpel während der letzten 10 Jahre sah.

Das Sammelfieber war geweckt und wurde alsbald durch einen weiblichen Buchfink gestillt. Eines der beiden Highlights meiner Touren übers Areal der Zeche und Kokerei Zollverein ist definitiv der Fund der Schwanzmeisen, die in einer bestimmten Gegend der Brache zu Hauf vorkommen und kaum zu überhören sind. Jedoch bedarf es einiges an Geduld und Geschick, diese flinken und scheuen Vögel zu fotografieren. Auch hier daher nur ein Belegfoto, ohne großen fotografischen Anspruch.

Gleiches gilt für das Wintergoldhähnchen, das ich zum allerersten Mal sah. Hier war sehr viel Geduld vonnöten, um den Vogel auch nur annähernd zu erblicken und zu fotografieren. Auch hier verbleibe ich lediglich mit Belegbildern, weiß aber nun, wo ich sie finde.

Ein Bild, das schon fast einen künstlerischen Aspekt aufweist, ist die Nilgans, die hoch oben in den roten Bandbrücken der Kokerei schnatterte und sich perfekt in die Farbgebung einpflegt.

Ein Vogel, der definitiv zu wenig Beachtung und Aufmerksamkeit findet, ist die Blaumeise. Sie ist allgegenwärtig, jedes Kind kennt sie und ihren Ruf und doch geht sie oftmals einfach unter. Woran liegt es? Für viele ist sie einfach zu banal, zu präsent. Daher widmete ich ihnen bislang auch nicht die Aufmerksamkeit, die ihnen eigentlich zustünde. Wie oft habe ich nicht auf den Auslöser gedrückt, wenn sich neugierige Blaumeisen neben mir niedergelassen haben, wie oft war ich enttäuscht, dass sich die vermeintlichen Schwanzmeisen sich dann doch als Blaumeisen entpuppten. Doch diese Meinung muss ich definitiv revidieren. Das kleine Blaumeisenhähnchen saß mit geschwollenem Kamm direkt auf Augenhöhe in einem Strauch und meckerte mich lauthals an. Wahrscheinlich war ich in sein Revier eingedrungen oder störte den Balztanz – ich kann nur vermuten. Fakt ist aber: Es posierte so perfekt, dass ich die Situation nutzen musste. Da hier für mich der fotografische Aspekt definitiv gegeben ist, wird es zu der Blaumeise noch einen gesonderten Beitrag mit einer kleinen Bilderserie geben.

Gleiches gilt für die vielen Rotkehlchen, die durch ihre Zutraulichkeit und Neugier eigentlich immer perfekt posieren und sich fotografieren lassen.

Aufgenommen habe ich alle Bilder mit dem Sigma 150-600mm Sports an der 7D2. Meinem oben genannten Bewertungssystem folgend, würde ich alle Fotos in Gruppe C einordnen: Belegbilder ohne fotografischen Anspruch. Lediglich die Blaumeise schaffte es in Gruppe B, mit Tendenz Richtung A, da für mich hier schon ein gewisser fotografischer Anspruch gegeben ist. Weitere Ausnahme: Die Heckansicht des Wintergoldhähnchens sortiere ich sogar nur in Gruppe D ein, da hier für mich so gut wie gar nichts stimmt, der Vogel jedoch bestimmbar ist.


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